Bairischer Reichskreis, nördlicher Teil mit Oberpfalz

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Die Karte stammt wohl aus dem Jahr 1707.

Die Pfalzgrafschaft Pfalz-Sulzbach, auch als Herzogtum Pfalz-Sulzbach bekannt, war ein selbständiges, reichsunmittelbares Fürstentum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, das durch den Neuburger Hauptvergleich von 1656 aus dem wittelsbachischen Herzogtum Pfalz-Neuburg hervorgegangen war. Es hatte jedoch nie einen Sitz im Fürstenkolleg des Reichstages, da es sich formal nur um eine Nebenlinie der Wittelsbacher handelte, die nie offiziell damit belehnt wurde.Über Pfalz-Sulzbach

Hier regierte überall das ekelhafte Geschlecht der Wittelsbacher, die sich ständig um irgendwelche Erbschaften balgten und sich gegenseitig umbrachten (Landshuter Erbfolgekrieg) und dann wieder vermischten. Zum Glück gab es immer wieder auch Unfruchtbare oder solche wie den Märchenkönig. Auch die fleischliche Vermischung mit den (ohnehin verwandten) Habsburgern war gang und gäbe.

Ich habe mich ein bisschen über Maximilian I. von Bayern und seinen Spezi Kaiser Ferdinand II. schlaugemacht. Die zwei erzkatholischen Spitzbuben wurden in den 1590er Jahren von den Jesuiten in Ingolstadt "verbogen". Der Habsburger wollte "lieber eine Wüste regieren, als ein Land voller Ketzer". Das mit der Wüste wäre ihm dann ab 1618 fast gelungen. Ferdinands Mutter war eine Maria von Bayern, eine Tante Maximilians, die wiederum ihren Onkel Karl II. von Inner-Österreich geheiratet hatte. Ferdinand selbst heiratete im Jahr 1600 Maria Anna von Bayern, die Schwester von Maximilian. So wurden die beiden Schurken Schwäger. Maximilian ging 1595 mit der Tochter Herzog Karls II. von Lothringen, Elisabeth Renata, seiner um ein Jahr jüngeren Cousine, die Ehe ein. Diese war jedoch so fromm, dass keine Leibesfrucht in ihr gedeihen wollte. Sie starb im Jahr 1635 und - Höhepunkt ! - jetzt heiratete Maximilian seine 25jährige Nichte Maria Anna, die Tochter seiner gleichnamigen Schwester, und Ferdinand wurde auch noch sein Schwiegervater. Man kann nur hoffen, dass da öfter ein hübscher Roßknecht ausgeholfen hat.

Ferdinand schiebt seinem Schwager 1623 widerrechtlich die Kurfürsten-Würde und, für uns relevant, die Oberpfalz als Lehen zu. Zur oberen Pfalz gehörte leider auch die Feste Rothenberg mit ihrer Umgegend. Maximilian "ließ die Ganerben Als Ganerbschaft (lat. condominium) wird eine Gesellschaft von Eigentümern bezeichnet, die ein Objekt wie eine Burg, eine Stadt, ein Dorf oder ein ganzes Territorium gemeinschaftlich unterhielt bzw. innehatte. Eine Ganerbschaft bildete sowohl eine politische als auch eine juristische, soziale, wirtschaftliche und unter Umständen auch militärische Gemeinschaft. Die einzelnen, prinzipiell gleichberechtigten Teil- bzw. Anteilsinhaber, die miteinander verwandt sein konnten, aber nicht zwangsläufig mussten, waren nur in ihrer Gesamtheit vollgültig handlungsfähig. Demnach hatten mehrere Personen ein wirtschaftliches Gut gemeinsam im Besitz, wobei die zwischen ihnen herrschenden vertraglichen Regelungen auch für ihre Nachkommen gültig waren. (aus Historischem Lexikon) (siehe Historisches Lexikon Bayerns) auf dem Rothenberg, die sich der Rekatholisierung ihres Schnaittacher Landes heftig widersetzten, 1629 belagern. Ein scheinbar günstiges Angebot, das die Rechte der Ganerben weitgehend zu wahren versprach, veranlasste die Belagerten zur kampflosen Übergabe und Öffnung der Festung, die wenig später mit bayerischen Truppen besetzt wurde. Nach und nach wurden die Ganerben von den bayerischen Militärs gezielt aus der Burg gedrängt .... Ab 1631 wurde ihnen schließlich sogar der Zugang zum Rothenberg verweigert, von dem aus die Bayern immer wieder Nürnberger Orte und Schlösser angriffen oder feindliche Versorgungszüge aufbrachten...
Erst nach zahllosen Protestnoten an den Kaiser und mit Unterstützung Nürnbergs, des Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth und Schwedens erfolgte nach Ende des 30-jährigen Krieges im Jahre 1650 die Rückgabe der mittlerweile arg verwahrlosten Feste an die Ganerben, doch ließ Kurfürst Ferdinand Maria (der Sohn Maximilians, ähm seines Pferdeknechts?) die Burg schon 1657 erneut besetzen. Auf diese Weise einigermaßen zermürbt, beschlossen die Ganerben 1661, Kurbayern Burg und Herrschaft Rothenberg um 200.000 Gulden anzubieten, was noch im selben Jahr angenommen wurde. Schon 1663 wurde eine erste Rate in Höhe von 100.000 Gulden ausgezahlt und die Feste fortan gemeinsam verwaltet. Erst 1698 wurde die Restrate – allerdings nur noch 65.000 Gulden – ausbezahlt, da der Kurfürst die mittlerweile erheblichen Kosten für Bauunterhalt und Modernisierungen in Abzug stellte. Im Anschluss daran zogen die letzten Ganerben ab und beendeten eine 220 Jahre anhaltende Besitzgeschichte" (Entnommen aus Herrensitze.com).

Für die Bewohner bedeutete dies, dass sie zum katholischen Glauben konvertieren mussten. Für Herpersdorf ist dies in einem extra angelegten Eschenauer Kirchenbuch dokumentiert. Es umfaßt den Zeitraum von 1661 bis 1700 und die Erfüllung des Vertrags wird vom Eschenauer Pfarrer euphorisch gefeiert.

Ferdinand hatte als Beichtvater einen Jesuiten namens Lamormaini siehe Deutsche Biographie. Dieser sorgte dafür, dass der Massenmörder nachts einen guten Schlaf hatte. Der "langjährige Gewissensrath" verfaßte nach Ferdinands Tod 1637 ein fürchterliches Traktat "Ferdinand II. ein Tugendspiegel für alle Stände". 1857 ließ es der katholische Gesellen-Verein in Wien "zum Besten" seiner Mitglieder vom Lateinischen ins Deutsche übersetzen. Wer einen guten Magen hat, kann mal reinschauen. zum Traktat

Noch ein paar Links.

im Historischen Lexikon Bayerns
Die Geschichte Pfalz-Neuburgs/Pfalz Sulzbachs
Die Geschichte der Oberpfalz